Anubis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Anubis in Hieroglyphen
Altes Reich
E15

E15G7

Neues Reich
M17N35
p
G43E16

M17N35
p
E15
N23

M17n
G43
C6

Anubis
Jnpw
Der Thronfolger / Kronprinz
Beinamen
V30
N16
D44

Neb-ta-djeser
Nb-t3-ḏsr
Herr des Heiligen Landes
oder
D1N26
I9
A40

Tepi-djuef / Tepi-dju
Tpj-ḏw(f)
Der auf seinem/dem Berge ist (die Friedhöfe/das Heilige Land überblickend)
oder
Z11G17G43X1
Aa2

Imiut
Jmj-wt
Der in seinen Binden ist
Griechisch Anubis
Koptisch Anup
(ⲁⲛⲟⲩⲡ)
Anubis mit Was-Zepter und Anch
Anubis als Canide auf einem Schrein

Anubis (ägyptisch Inpu; auch Anpu) ist der altägyptische Gott der Totenriten und der Mumifizierung. Im Zusammenhang des Osirismythos wird von der Entstehung seines Namens berichtet: Als Kronprinz (Inpu), der in seinen Binden ist (imiut), verbarg ihn Nephthys (für Isis). So entstand sein Name Anubis. Als Epitheton (Beiname) trägt Anubis die Bezeichnung Imiut. Insofern ist Anubis in Gleichsetzung auch die Erscheinungsform des Horus und des Osiris.

Anubis wird vorwiegend als liegender schwarzer Hund, Schakal oder als Mensch mit einem Hunde- oder Schakalkopf dargestellt. Er trägt meistens ein Was-Zepter und ein Anch. Selten zeigen ihn Abbildungen auch mit Widderkopf. Eine solche Darstellung befindet sich beispielsweise in KV17, dem Grab Sethos I.

Der Schakal als Wüstentier wurde früh mit der westlichen Wüste in Verbindung gebracht. Der Westen ist in vielen Mythologien die Heimat sowohl der Toten wie auch der Caniden (Hunde, Wölfe, Schakale), welche als die Seelenführer in das Land der Toten angesehen wurden.

Als ursprüngliche Kultorte für Anubis werden Kynopolis (17. oberägyptischer Gau) sowie die Nekropolen Abydos und Sakkara (Anubieion) angegeben. Seinen Titel „Erster der Westlichen“ (Chontamenti) erhielt er in Abydos. Er ist eng verwandt mit dem oberägyptischen Gott Upuaut.

Anubis und Sennedjem in dessen Grab (TT1)

Anubis überwachte, belegt seit dem Neuen Reich als Totengeleiter, die richtige Versorgung des Leichnams und dessen Einbalsamierung (Mumifizierung).[1] Im Grab empfing er die Mumie, vollzog die Zeremonie der Mundöffnung und führte die Seele zum „Feld der Himmlischen Opfergaben“, wobei er die Hand schützend auf die Mumie legte. Seit dem Alten Reich ist Anubis als Totenrichter belegt, der zusammen mit Thot das Jenseitsgericht leitet. Seine wichtigste Aufgabe bestand in der Überwachung des Seelenabwägens, und sein Urteil war von entscheidender Bedeutung. Deshalb wurden die Gebete für die Toten auch an ihn gerichtet. Totenpriester trugen seine Maske (Beispiel), während sie amtierten. Er war dafür zuständig, die Verstorbenen während ihrer Jenseitsreise ostwärts in die Duat bis an die Ufer des Eridanus (Eridanus (Sternbild)) zu begleiten. Der Eridanus ist in der ägyptischen Mythologie die Grenze zwischen dem Reich der Lebenden und der Jenseitswelt. Bei der Überquerung des Eridanus unterstützte die Verstorbenen der „himmlische Fährmann“ Mahaf, der möglicherweise eine Form des Mondgottes Thot ist.

Später, als Osiris Anubis als Gottheit der Toten ablöste, wurde Anubis als sein Untergebener gesehen und leitete nun die Wägung des Herzens beim Totengericht. Wer diese Prüfung nicht bestand, wurde danach von Ammit verschlungen.

Anubis war der Schutzgott des ägyptischen Militärs. Aus der Zeit des Neuen Reichs existieren Grabsiegel, die Anubis auf den Neun Bogen sitzend darstellen, was seine Dominanz über die Feinde Ägyptens symbolisieren soll.[2]

In der Mythologie soll Anubis eines der vier Kinder des Gottes Re sein. Laut einer späteren Fassung des Osirismythos ist er der Sohn des Osiris und dessen Schwester Nephthys. Seit dem Alten Reich gelten Hesat als seine Mutter und Qebehut als seine Tochter.

Nachdem Osiris von seinem Bruder Seth zerstückelt und auf der ganzen Welt verteilt worden war, sammelte Anubis gemeinsam mit Isis alle Körperteile wieder ein. Danach soll es ihm gelungen sein, Osiris wieder zusammenzusetzen, indem er ihn mumifizierte. So hat Anubis, dem Mythos nach, die erste Mumifizierung an einer Leiche vorgenommen. Für Osiris vollzog er dann die Totenriten, die zum Vorbild aller Bestattungszeremonien wurden.

Das Sternbild von Anubis entspricht ungefähr dem heutigen Sternbild Hase.

Bedeutung bei den Griechen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anubis wird in der griechischen Mythologie mit dem Seelengeleiter Hermes gleichgesetzt. Analog zu Hermes begleitet Anubis die Verstorbenen bis an das Ufer des Jenseitsflusses Eridanus. Die Entsprechung des Fährmanns Charon, der die Verstorbenen mit seiner Fähre über den Styx in den Hades übersetzte, ist in der ägyptischen Mythologie der „himmlische Fährmann“ Mahaf und/oder der Mondgott Thot.

Die Pflanzenart Anubias (Araceae) ist nach Anubis benannt[3].

  • Hans Bonnet: Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. (RÄRG). 3. Auflage, de Gruyter, Berlin / New York 2000, ISBN 3-11-016884-7.
  • Veronica Ions: Ägyptische Mythologie. Vollmer, Wiesbaden 1968; Originaltitel: Egyptian mythology. 1st edition, Hamlyn, London 1968.
  • Hermann Kees: Der Götterglaube im Alten Ägypten. 4. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980 / Akademie-Verlag, Berlin 1980.
  • Brigitte Altenmüller. In: Wolfgang Helck, E. Otto (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie. Band 1: A-Ernte. Harrassowitz, Wiesbaden 1975, ISBN 3-447-01670-1, Spalten 327–333.
Commons: Anubis – Sammlung von Bildern
Wikisource: Anubis – Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Wolfgang Wegner: Anubis. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 74.
  2. Richard H. Wilkinson: The complete gods and goddesses of ancient Egypt. Thames & Hudson, London / New York 2003, ISBN 0-500-05120-8, S. 188–190. (Deutscher Titel: Die Welt der Götter im Alten Ägypten – Glaube, Macht, Mythologie – übersetzt von Thomas Bertram. Theiss, Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-1819-6.)
  3. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Teil 1. Berlin, Botanischer Garten 2018, ISBN 978-3-946292-26-5, A30: Anubias Schott 1857 (Araceae). (Volltext als PDF online).